Wenn dann am Feiertagsmorgen um 09:30 Uhr das Regimentsorchester Helmut Blödgen den Funkenmarsch in Moll anspielt, setzt sich ein langer Zug in Bewegung, angeführt vom Regimentsorchester, den Rheinmelodikern, den Fahnen und einem von Rekruten getragenen Kranz, natürlich sind nahezu alle Funken anwesend, ist es doch Ehrensache, den ehemaligen verstorbenen Funkenfreunden zu gedenken.
Auf der Marmorplatte der Gedenkstätte steht es geschrieben, das immer gültige Wort:
„Wä treu jedeent als Funk op Ääden un met uns jing en Freud un Leid, da weed niemols verjesse weede. Jott trus üch en d´r Iwigkeit.“
Ich glaube, mit etwas Mühe können auch Nicht-Kölner den Sinn dieses Wortes verstehen. Heißt es nichts anderes, als „Einmal ein Funk, immer ein Funk“ und das bis in den Tod. Und das kann man wörtlich nehmen, denn verstorbene Funken werden auch im Domizil der Funken gebührend geehrt und so hängt der Turm voll mit Bildern der Mitglieder, die vorausgegangen sind, egal wohin.
An der Gedenkstätte angekommen sangen die Rheinmelodiker Schuberts „Heilig, heilig, heilig ist der Herr“ und Pastor Johannes Quirl, seit 25 Jahren Pastor in St. Severin, fand erste tröstende Worte über den Tod und das Leben im Glauben und die Liebe und Funkenpfarrer Walter Koll betete mit den Anwesenden für die verstorbene Funken, Familienmitglieder, Freunde, ja auch für alle, die in letzter Zeit durch Katastrophen, Kriege oder Terror ums Leben gekommen sind.
Bevor nun Präsident Heinz Günther Hunold seine Worte, auch zum diesjährigen Sessionsmotto verlas, ging es mit kölschen, aber ruhigen Tönen von Thomas Cüpper, „Et Klimpermännche“ weiter.
Die Laachduv vun dr Ülepooz fand treffende und wahre Worte für die momentane Situation in der Welt in seinem Gedenken an die Verstorbenen. Es ist ein wichtiger, ja vielleicht gerade in dieser heutigen Zeit sehr wichtiger Brauch, der Toten zu gedenken, zu ehren und sich zu verabschieden, wenn die Verluste erst in jüngerer Zeit geschehen waren und so verliest Heinz Günther Hunold die Namen der Funken und Funkenfreunde, die seit dem letzten Allerheiligen ihre letzte Reise angetreten haben, nachlesbar auf einer Stele der Gedenkstätte.
Dann kommt er zum neuen Sessionmotto „Uns Sproch es Heimat“ und wirft einen Blick auf die aktuelle Lage in der Welt, wo mächtige Regierungschefs das „Säbelrasseln“ wieder für sich entdeckt haben und dabei ganz übersehen, wozu dieser Wahnsinn führen kann. Wo eine Sprache dazu geschaffen ist zu vereinen, nutzen diese Regierungschefs die Sprache zum Spalten und Distanzieren. Wörter wie „Lügenpresse“ und „Asyltourismus“ oder gar „Volksverräter“ sind für ihn Unwörter des Jahres, genutzt um zu spalten, scheinen ihre geschichtliche „Herkunft“ zuvergessen. Scheinbar droht das Vergessen oder „Herunterspielen“ der grausamen Zeit des NS-Regimes in Mode zu kommen. Eine erschreckende Ähnlichkeit der Situation vor der Machtergreifung damals ist in der heutigen Zeit nicht von der Hand zu weisen. Twitter, Facebook und Co machen es heute zu einfach, anonym falsche Nachrichten zu streuen, die die Gesellschaft zu spalten drohen.
Er stellt sich und seinen Funken die Frage, wie sie mit ihrer Sprache umgehen. Wichtigstes Gut der roten Funken war und ist es, gerade dann für einen Funkenfreund, Familie oder Freunde da zu sein, wenn er/sie bedürftig ist. Diese stille Freundschaft ist es, was die Funken ausmachte, miteinander reden und lachen, aber nie über einen Anderen. Vielleicht sind die Worte des Präsidenten für jeden Anlass, einmal über sein eigenes Tun und Handeln nachzudenken.
Für die Kölsche Funke rut-wieß vun 1823 e. V. war und ist es immer wichtig, für andere Bedürftige und Schwächere da zu sein, denn Trauer und Mitgefühl gehören genauso zum kölschen Fastelovend wie die ausgelassene Stimmung und das Feiern. Und so ist es gut.
Nach dem Gedenken an die Verstorbenen zieht es die Funken noch zu einem geselligen Beisammensein, wo in der Ruhe vor der Session Zeit gefunden wird, das ein oder andere Wort zu wechseln oder Krätzchen zu singen mit Thomas Cüpper.
Text und Fotos: Kurt Braun