Die Zunftbrüder nutzten dieses Ambiente zu einer Ehrung, denn es galt, einen Politiker zu ehren, der nicht immer sehr leicht zu nehmen ist, zumindest nicht für seine Politikkollegen. Wolfgang Bosbach, MdB, wurde für seine stets ungewöhnlich offenen Worte bei Problemen zum Ehrenmitglied der Zunftbrüder ernannt. In seiner kurzen Dankesrede stellte Wolfgang Bosbach klar, dass es ganz egal wäre, wem man bei den kommenden Wahlen seine Stimme geben würde, Hauptsache ist, man geht wählen. Aber ganz besonders wichtig war dem langjährigen Karnevalisten (schon länger als seine politische Laufbahn), dass niemand gewählt wird, der keinen Sinn für unseren Fastelovend hat. Jedem im Saal war klar, was gemeint war. Bosbach war extra für die Sitzung direkt nach der Bundespräsidentenwahl von Berlin nach Köln geflogen, man muss halt Prioritäten setzen.
Die Rabaue sorgten kurz vor der Pause noch einmal für Bewegung im großen Saal und zeigten, dass sie nicht nur das Leben lieben und ganz verrückt sind auf Karneval.
Nach der Pause gab es erneut hohen Besuch und das direkt zu Beginn der zweiten Abteilung. Gemeinsam mit dem Vorstand der KG war das Prinzenpaar der KG Möbelwagen Stuttgart e. V. von 1897 eingezogen. Prinz Klaus (Almklausi) I. und seine bezaubernde Prinzessin Maritta. In ihrem Hofstaat begleitete sie Thomas Klingenberg, Vizepräsident des Festkomitees Stuttgarter Karneval e. V. Die sympathischen Tollitäten aus dem Schwabeländle feierten nach ihrem Auftritt noch bis zum Ende der Sitzung mit den Jecken im Saal.
Nun wurde es etwas lauter und hektischer auf der Bühne, Querbeat eroberte die Bühne und die Tische (zumindest zeitweise) und rockte das Maritim, denn das war der Plan mit 20 Mann und sie stelten klar, nie mehr Fastelovend ohne die Zunftbrüder und ihre Gäste.
Der Tuppes vom Land, Jörg Runge, sorgte für Bewegung in den Lachmuskeln des Publikums, zu dem auch der bekannte Fernsehmoderator Harry Wijnvoord gehörte. Seine Reimrede ist eine Seltenheit in der heutigen schnellen Zeit, umso mehr genießt man sie auf einer Sitzung.
Wo die Fidelen Zunftbrüder eine Sitzung feiern, darf natürlich das Wichtigste der Gesellschaft nicht fehlen, die „Pänz der Gesellschaft“ die Tanzgruppe Zunftmüüs. Sie eroberten gut beschirmt die Bühne und ließen die Mariechen nur so über die Bühne fliegen. Gut, dass die Säle in Köln fast alle sehr hohe Decken haben, sonst wäre manche Tänzerin in der Decke verschwunden.
Zwei hatten ihren Auftritt mit einem lachenden und einem weinenden Auge getanzt, das Tanzpaar Sabrina Holweg und Marcel Rostalski gehen Aschermittwoch in den tänzerischen Ruhestand, es war die letzte "Frack trifft Kostüm"- Sitzung bei ihrer Gesellschaft. Richtig verabschiedet werden die beiden auf der letzten Sitzung ihrer Gesellschaft. Natürlich gehen die Zunftmüüs bei ihrer Muttergesellschaft nicht nach zwei Tänzen von der Bühne, nein sie tanzten drei Tänze voller Tempo und Akrobatik.
Die Domstürmer, sie feiern in diesem Jahr ihr zehnjähriges Bühnenjubiläum, stellten fest, dass Lieder ohne Dom, ohne Ring (Rhein) und ohne Sunnesching (Sonnenschein) nicht gehen, vor allem aber nicht ohne Dom. Und genau aus diesem Grund haben sich die Fidelen Zunftbrüder für die Mannen um Micky Nauber etwas ausgedacht. Sie erhielten zu ihrem Jubiläum Sicherheitshelme, Seil und Karabinerhaken überreicht. Warum? - werden Sie jetzt fragen! Diese Geschenke sind nur symbolisch zu sehen, denn gleichzeitig wurde ihnen ein Gutschein für eine Domdachführung überreicht, natürlich ganz bequem mit dem Aufzug und nicht über die Außenhaut des Doms, das würde auch Domprobst Gerd Bachner nicht erlauben.
Bevor es langsam ins Finale der Sitzung ging, hieß es noch einmal leise sein und zuhören, denn Bernd Stelter war auf der Bühne und berichtete über seine Probleme bei der Vorbereitung seiner Rede für die Session 2017, er wollte eigentlich über was Lustiges aus dem letzten Jahr berichten, aber das war schwieriger als gedacht. Aber letztlich war es ihm doch geglückt und ein begeistertes Publikum feierte seinen Auftritt.
Zum Finale forderten die Höhnen zum Mitsingen auf, was eigentlich nicht nötig ist, denn bei den Jungs um Henning Krautmacher hält es kaum einen auf den Stühlen und jeder kennt ihre Texte auswendig. Sie sind halt auch eine der Kultbands im Kölner Karneval.
Kurz nach 22:00 Uhr ging auch diese Sitzung zu Ende und es wurde im Foyer weitergefeiert bis in den frühen Morgen, dann zog es auch den letzten Jecken, egal ob im Frack oder im Kostüm, nach Hause.
Text und Fotos: Kurt Braun